Mamma Elizza geht in den Ruhestand

(Foto und Tex mit freundlicher Genehmigung von Susanne Hörth)

Mehr als drei Jahrzehnte lang setzte sich Elsy Amsler für die ärmste Bevölkerung Kenias ein. Dank ihres unermüdlichen Schaffens konnten Kindergärten, Schulen, Wasserbrunnen, Gesundheitszentrum und vieles mehr realisiert werden. Nun hat sie sich entschieden, das Stiftungsruder abzugeben.

«Etwas zu sehen, ist anders, als es erzählt zu bekommen.» Welche Bedeutung diese Worte haben, weiss Elsy Amsler aus eigener Erfahrung gut. Vor mehr als 30 Jahren verbrachte die Kaisterin ihren ersten Urlaub in Afrika, genauer in Kenia. Fernab aller Touristenströme erfuhr sie vom Elend der Ärmsten unter der Bevölkerung. Dazu gehörten unter anderem kein Zugang zu sauberem Wasser, keine Gesundheitsversorgung und fehlende Bildung. Sehen war das eine, helfen das andere. «Am 17. November vor genau 30 Jahren habe ich das erste Mal hier in der Schweiz Geld gesammelt», erzählte Elsy Amsler am Donnerstagabend im Kaister Pfarreisaal. Damit jeder Spendenfranken auch direkt der notleidenden Bevölkerung im kenianischen Distrikt Homa Bay (in der Nähe des Viktoriasees) zugutekam, weilte die Kaisterin regelmässig vor Ort. «Am Anfang hatten die Kinder Angst vor mir, schrien wenn sie mich, die weisse Frau, sahen», lachte Elsy Amsler. Die Ängste sind längst gewichen, vielmehr wurde «Mama Elizza» zu einer sehr geschätzten, wichtigen Persönlichkeit. Von Beginn an war es ihr wichtig, im Einsatzgebiet auf treue Bezugspersonen zählen zu dürfen. Es gehörte für sie als Selbstverständlichkeit bei der «Hilfe zur Selbsthilfe»-Aufgabe dazu.

Viele Erinnerungen
«Wir haben über ein Dutzend Brunnen gebaut, Schulen, Kindergärten, Bildungszentren und ein Gesundheitszentrum realisiert», zählt sie einen kleinen Teil der umgesetzten Hilfsprojekte auf. Am Infoabend berichtet sie von den teils erst 13-jährigen Mädchen, die tote Babys zur Welt bringen mussten, von Kindern und Erwachsenen, die von Schlangen gebissen oder bei den verseuchten Wasserlöchern von Krokodilen angegriffen wurden. Die erlebten Bilder von diesen tragischen Ereignissen bleiben der Kaisterin bis heute stark in Erinnerung. Es erfüllt sie mit Freude und Stolz, dass dank des Gesundheitszentrums vielen Menschen geholfen wird. 2006 wurde die «Elsy Amsler Stiftung» gegründet. Immer neue Projekte konnten realisiert werden. Dazu zählen etwa Ausbildungszentren für junge Erwachsene, Seniorenheime für Priester, Solarprojekte für die Stromerzeugung und vieles mehr.

Zu Jahresbeginn weilte die 82-jährige Kaisterin wieder einmal in Kenia, durfte stolz erleben, wie die von der Stiftung ermöglichten Berufsbildungen auch vom Staat anerkannt und zertifiziert werden.

Auch wenn ihr das Hilfswerk nach wie vor sehr am Herzen liegt, so hat sie sich in diesem Jahr trotzdem entschlossen, aus Altersgründen nicht mehr weiterzumachen. «Der Zeitpunkt stimmt für mich.»

Der Stiftungsrat wird das bisher Realisierte weiter begleiten. Ganz so grosse Projekte wie in den letzten Jahrzehnten sind nicht geplant. «Wir werden uns vor allem auf den Bau von weiteren Wasserbrunnen, dem Solarstrom und ähnlichen Dingen fokussieren», sagt Stiftungsratspräsidentin Doris Grossenbacher.